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Saatguternte gebietseigener Gehölze in vollem Gange

Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau identifiziert wieder qualitativ hochwertige Samen für gebietseigene Bäume und Sträucher

Quedlinburg/Bernburg (13.11.2024). In Herbstmonaten wird auch in Sachsen-Anhalt Saatgut für sogenannte gebietseigene Gehölze gewonnen. Das sind Bäume wie etwa Feldahorn, Wildapfel, Wildbirne oder Elsbeere sowie Sträucher (z.B. Hasel, Pfaffenhütchen, Weißdorn), die heimisch sind und sich in mehreren Generationsfolgen an einem bestimmten Standort allein etabliert und vermehrt haben. Sie haben sich über einen langen Zeitraum an die naturräumlichen Gegebenheiten angepasst. Ihr Saatgut ist von einer hohen Qualität. Denn Pflanzen die daraus kultiviert werden, gelten unter anderem als klimaresistent, und sind optimal an den Naturraum und Wuchsbedingungen angepasst.

Seit 2020 müssen Gehölze daher auch in Sachsen-Anhalt gebietseigenen Ursprunges sein, wenn sie in der freien Natur gepflanzt werden. Geregelt ist das im Paragraf 40 des Bundesnaturschutzgesetzes.

Und der Ursprung der Jungpflanzen fängt dort an, wo ihr Saatgut entnommen wird. Hier setzt die Arbeit der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG) an. Denn nicht jede Pflanze an jedem Standort kommt für die Saatgutentnahme infrage. Daher übernehmen Mitarbeiter der LLG die Identifikation, Prüfung und Anerkennung der Standorte mit den potenziellen gebietseigenen Gehölzen.

Saatgut darf folglich nur an Orten entnommen werden, die den Check als Erntebestandsgebiet bestanden haben. Erntebestandsgebiete meint Gebiete, in denen mehrere Pflanzen einer gebietseigenen Art vorkommen.

Tassilo Valtink vom zuständigen Dezernat Gartenbau der LLG und Experte für Gehölzsaatgut erklärt, wie die Prüfung abläuft: „Die potenziellen Erntebestände werden in der freien Natur und vor Ort anhand mehrerer Prüfkriterien auf ihre Eignung untersucht. Diese umfassen etwa die Pflanzenanzahl, Vitalitäts- sowie Stabilitätsmerkmale, Artidentifikationen, die Entstehungsgeschichte der jeweiligen Bestände und deren Isolation von gebietsfremden Herkünften sowie die Erreichbarkeit im Gelände.“

In Sachsen-Anhalt ist die LLG am Standort Quedlinburg (Dezernat Gartenbau) die zuständige Anerkennungsstelle für Saatguterntebestände bei gebietseigenen Gehölzen.

Gehölzproduzenten und Saatguternteunternehmen können bei konkreten Ernteabsichten die notwendigen Detailinformationen zur Herkunft der Pflanzen nach Anmeldung bei der LLG einholen. Diese Bestandsinformationen beinhalten die Kontaktdaten der Flächeneigentümer, die Flurstückskennzeichen, Koordinaten und Kartenwerke sowie Informationen zu Bestandsausprägungen und Zuwegungen.

Wie wird die Saatgutgewinnung durchgeführt?
Die Organisation und Betreuung der Saatguternteprozesse für Sachsen-Anhalt verantwortet ebenfalls die LLG. Die Ernte muss entsprechend der naturschutzrechtlichen Vorgaben pfleglich und ohne Schäden für die vorhandenen Baum- und Strauchbestände durchgeführt werden. Sie erfolgt bei der Mehrzahl der Arten in den Herbstmonaten und überwiegend per Hand. Bei leichtsamigen Arten (u.a. Feldahorn) werden bevorzugt Netze unter den Bäumen ausgelegt und das Saatgut mit Hilfe von Stangen von den Ästen geschüttelt. Bei höheren Sträuchern oder Bäumen kommen Seilkletterer zum Einsatz, die in den Kronen ernten. Wenn die Geländeverhältnisse es ermöglichen, können auch Hubarbeitsbühnen zum Einsatz kommen. Nach der Ernte wird das Saatgut in Aufbereitungsanlagen oder Samendarren weiterverarbeitet und die Jungpflanzen in Baumschulen angezogen.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Stand Oktober 2024) konnten in Sachsen-Anhalt 242 geeignete Saatguterntebestände bei insgesamt 26 verschiedenen Arten ausgewiesen werden. Bei einer erfolgreichen Überprüfung wird das Vorkommen in Abstimmung mit den entsprechenden Flächeneigentümern in das Erntebestandsregister Sachsen-Anhalts  aufgenommen und mit allgemeinen Informationen veröffentlicht. Mit der Anerkennung erfolgt die Vergabe einer einheitlichen Erntebestandsnummer, entsprechend den Vorgaben des Fachmoduls des Bundesumweltministeriums zur Zertifizierung gebietseigener Gehölze. Die jeweilige Erntebestandsnummer macht eine Rückverfolgbarkeit im Produktionsprozess der Gehölze bis zum einzelnen Ausgangsvorkommen des Pflanzenmaterials möglich.

Nachfrage der Ernte steigt kontinuierlich in Sachsen-Anhalt
Seit dem Jahr 2021 werden in Sachsen-Anhalt Saatguternten in den ausgewiesenen Erntebeständen für gebietseigene Gehölze durchgeführt. Das Ernteergebnis konnte dabei in jedem Jahr gesteigert werden. Im Jahr 2023 belief sich die geerntete Menge auf 2,35 Tonnen an Rohsaatgut. Aus dem gewonnen Saatgut können artübergreifend mehr als 900.000 Pflanzen produziert werden. „Auch für die kommenden Jahre wurde ein großes Interesse für die Durchführung von Erntemaßnahmen signalisiert, so dass auch zukünftig gute bis sehr gute Ernteergebnisse in Sachsen-Anhalt zu erwarten sein werden“, weiß Tassilo Valtink.

Kontakt

Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt
Feldmark rechts der Bode 6
06484 Quedlinburg

Tassilo Valtink
Tel.:  +49 3946 970 445
tassilo.valtink(at)llg.mule.sachsen-anhalt.de

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