Klimatische Wasserbilanz und Niederschlagsmenge in Sachsen-Anhalt im hydrologischen Jahr 2022/2023 (November 2022 bis Oktober 2023) – Vergleich mit dem langjährigen Mittel 1991 bis 2020
Die Karten zeigen die Niederschlagsmengen und die Klimatische Wasserbilanz für Sachsen-Anhalt seit Beginn des hydrologischen Jahres von November 2022 bis Oktober 2023. Gegenüber gestellt ist jeweils das langjährige Mittel von November bis Oktober in der Referenzperiode 1991 bis 2020. Das hydrologische Jahr (auch als Abflussjahr bezeichnet) weicht vom Kalenderjahr ab. Es beginnt am 1. November und endet am 31. Oktober des Folgejahres. Anfang November sind zum Ende der Vegetationsperiode die Wasserreserven am geringsten. Mit Beginn des hydrologischen Jahres werden in der Regel die pflanzenverfügbaren Wasservorräte für die nachfolgende Vegetationsperiode aufgefüllt. Zudem werden auch die Niederschläge erfasst, die als Schnee gespeichert werden und erst im Frühjahr als Schmelzwasser abflusswirksam sind. Die Klimatische Wasserbilanz wird ermittelt aus der Differenz der Niederschlagsmenge und der Gras-Referenzverdunstung, basierend auf den Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Im langjährigen Mittel weist Sachsen-Anhalt, mit Ausnahme des Mittel- und Oberharzes, Teilen des Harzvorlandes sowie kleinerer Regionen im Burgenlandkreis, in der westlichen Altmark, in der Dübener Heide und im Fläming eine negative klimatische Wasserbilanz auf. Im Kerngebiet des Mitteldeutschen Trockengebietes liegt das langjährige Defizit bei 150 bis 200mm im Jahr.
Das hydrologische Jahr 2022/2023 war von November bis Ende April in großen Teilen des Landes charakterisiert durch eine positive Niederschlagsbilanz. Im Mai führten extrem niederschlagsarme Verhältnisse dazu, dass insbesondere der südliche Teil Sachsen-Anhalts und der Harz für das hydrologische Jahr 2022/2023 ein Defizit gegenüber den mittleren Verhältnissen aufwiesen, während die Bilanz im nördlichen Bundesland noch weitestgehend ausgeglichen war. Auch der September war durch sehr geringe Niederschlagssummen im gesamten Bundesland geprägt. Dagegen waren insbesondere die Monate August und Oktober, in den nördlichen Landesteilen auch die Monate Juni und Juli durch durchschnittliche bis überdurchschnittliche Niederschlagsmengen charakterisiert. Exemplarisch wird das sehr variable Niederschlagsverhalten anhand der Stationsmesswerte für die Klimastation des DWD in Bernburg-Strenzfeld deutlich. Im August waren vorwiegend Starkniederschläge lokal für sehr hohe Regenmengen verantwortlich. Im Ergebnis des ganzjährigen Niederschlagsverlaufes weist der überwiegende Teil des Bundeslandes eine überdurchschnittliche Niederschlagsbilanz auf. Insbesondere in der Region zwischen Magdeburger Börde und nördlichem Harzvorland lagen die Niederschlagssummen um über 100 mm über dem langjährigen Mittelwert. Im Südosten des Landes und in Teilen des Harzes fielen die Niederschläge hingegen eher durchschnittlich, im Burgenlandkreis, im nördlichen Saalekreis und im Oberharz sogar leicht unterdurchschnittlich aus.
Prägend für das hydrologische Jahr 2022/2023 waren ganzjährig weit überdurchschnittliche Verdunstungsraten infolge von Lufttemperaturen, die zum Teil deutlich über dem langjährigen Mittel lagen. Das trifft insbesondere auf den Zeitraum ab Juni 2023 zu. Der überwiegende Teil des Landes weist Verdunstungsraten auf, die um 80 bis 120 mm über dem Jahresdurchschnitt lagen. Die Folge ist – trotz der in großen Bereichen überdurchschnittlichen Niederschläge – ein ausgeprägtes Defizit in der Klimatischen Wasserbilanz. Davon betroffen sind vorwiegend die Bereiche mit geringeren Niederschlägen im Süden des Landes. Das Verdunstungsdefizit konnte regional nur dort ausgeglichen werden, wo überdurchschnittliche Niederschläge zu verzeichnen waren.
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